Zero Waste – Thema Lebensmittel

Zero Waste - Einkaufen ohne Verpackung

Reportagen wie z.B. Abgefüllt, Taste the Waste, Weggeworfen und The True Cost, machen mich immer wieder sehr nachdenklich. Denn sie weisen auf Probleme hin, die die meisten Menschen heute schlicht wegschieben: die Verschwendung, an die wir uns in allen Lebensbereichen gewöhnt haben und das Ignorieren ihrer gravierenden Folgen.

Das fängt bei Lebensmitteln inklusive deren Verpackung an, geht über elektronische Geräte, die so gebaut werden, dass sie möglichst günstig sind und nach relativ kurzer Zeit kaputt gehen bis hin zu Klamotten, die so billig sind, dass viele Menschen schon beim Kauf das Wegwerfen im Kopf haben, denn man kann ja dasselbe Teil nächstes Jahr unmöglich wieder tragen (die Naht geht eh nach 2 Mal Waschen auf) bzw. man kauft die Ballerinas in allen Farben, denn sie sind ja so günstig.

Ich muss gestehen, ich habe lange auch so gelebt und es genossen, mir ständig neue Sachen zu kaufen. Ohne dabei darüber nachzudenken, was mein Verhalten für Konsequenzen hat.

Doch mittlerweile habe ich gemerkt, dass es mich nicht glücklich macht, einfach nur Shoppen zu gehen und mein Herz an Dinge zu hängen. Wenn ich mir heute was kaufe, will ich wissen, wo es herkommt und dass es mir lange erhalten bleibt. Natürlich bin ich auch nicht perfekt. Das ist gar nicht mein Anspruch, aber heute kann sich jeder viel einfacher informieren über das, was wir konsumieren und ich finde, wir leben in einem Teil der Erde, in dem wir ruhig mal ein bisschen den Kopf einschalten können und bewusste, auch längerfristige Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht ganz so komfortabel und günstig, aber dafür sinnvoll und nachhaltig sind.

Da ich die meiste Zeit mit Kochen, Essen und in der Küche verbringe, habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie ich dabei Abfall und Verschwendung vermeiden und minimalistischer leben kann, ohne gleich mein ganzes Leben umstellen zu müssen. Ich beschäftige mich viel mit diesem Thema und habe heute mal eine kleine, hoffentlich informative Zusammenfassung davon für Euch geschrieben.

Lebensmittelverschwendung

Zero Waste - Apfel ist Apfel

Schon am Beginn der Lieferkette fängt das Wegwerfen an: Die großen Supermarktketten haben nämlich strenge Auflagen, wie z.B. Gemüse und Obst auszusehen hat. Bunt, prall, appetitlich, perfekt. Und wir haben uns daran gewöhnt und finden das normal. Es gibt sogar Farbskalen, nach denen z.B. Tomaten aussortiert werden, wenn sie nicht den Anforderungen an das richtige Rot entsprechen. Oder Größenschablonen für Äpfel, Kartoffeln etc. Und was passiert mit den aussortierten Lebensmitteln? Viele Bauern kriegen sie nicht los und lassen sie deshalb gleich auf den Feldern liegen. Auch im Supermarkt selbst wird oft noch völlig frisches Gemüse und Obst weggeworfen, nur weil eine Macke dran ist oder ein Blatt schlaff herunter hängt. Was für eine Verschwendung!

Und aufgrund der vielen Lebensmittelskandale, die wir in den letzten Jahren hatten, dürfen diese Lebensmittel inzwischen auch nicht mehr als Viehfutter weiter verwendet werden. Denn es könnten ja mit Keimen belastet sein… Also landet ein riesiger Teil im Müll, sofern nicht an die Tafeln gespendet wird.

Zusammen mit den Lebensmitteln, die wir dann zu Hause noch selbst wegwerfen, weil wir zu viel gekauft haben (die Großpackungen sind ja auch so günstig!), kommen wir insgesamt auf rund 6,7 Millionen Tonnen weggeworfene Lebensmittel in Deutschland. Das sind pro Kopf rund 82 kg jährlich! Aua!

Und mittlerweile hat diese Verschwendung auch seine Auswirkungen auf das Klima. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat in einer Studie veröffentlicht, dass rund ein Zehntel der Treibhausgase eingespart werden könnten, allein durch Vermeidung von Lebensmittelverschwendung!

In Frankreich und Italien gibt es z.B. mittlerweile auch von Seiten der Politik eine Reaktion auf die Verschwendung. Supermärkte werden hier angehalten (in Frankreich ab einer bestimmten Größe sogar verpflichtet), übrig gebliebene Lebensmittel zu spenden oder anderweitig zu verwerten. Ich freue mich über diese Entwicklung und hoffe, dass mal immer mehr Länder diesem Beispiel folgen. Denn je größer die Aufmerksamkeit und das Verantwortungsgefühl, desto größer der Effekt.

Auch in Deutschland macht man sich zumindest Gedanken. So hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft z.B. die Initiative „Zu gut für die Tonne“ ins Leben gerufen. Auf deren Website gibt es einige Tipps, wie man Lebensmittel noch weiter verwerten kann und Aufklärung darüber, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum eine Orientierungshilfe ist. Schade, dass unsere Supermärkte abgelaufene Lebensmittel aber weiterhin sofort aussortieren müssen… Ich hoffe, da passiert bald noch ein bisschen mehr im Ministerium!

Was kann ich gegen Lebensmittelverschwendung tun?

Zero Waste - krummes Gemüse kaufen

1. Seit ich mich bewusst mit dem Thema auseinandersetze, kaufe ich mit Freude krumme Gurken und klitzekleine Äpfel (anstatt verführerische Schneewittchen-Exemplare) auf dem Markt oder im Bioladen, weil ich weiß, dass ich so keine Verschwendung unterstütze. Und natürlich schmecken die Sachen genau gleich gut. Außerdem schneidet man sie doch eh meist klein. Also egal, ob das Ding vorher krumm war!

Das hat auch eine französische Supermarktkette mit ihrer Kampagne „Inglourious Fruits and Vegetables“ zum Thema gemacht und so den Verkauf von „unperfektem“ Gemüse und Obst gesteigert. In Deutschland gibt es z.B. Culinary Misfits, die für „freakiges“ Gemüse und Obst werben und es verarbeiten.

2. Wir können unsere Mengen überdenken. Ich habe auch lange dafür gebraucht. Denn verrückterweise fand ich einen vollen Kühlschrank, in dem kaum noch Licht war, total erstrebenswert. Und eine große Schale mit Obst sieht auch so schön aus! Aber was habe ich davon, wenn am Ende alles verschimmelt? Also weg mit den Eitelkeiten und einfach nach Bedarf einkaufen (auch wenn man dafür öfter als einmal die Woche einkaufen muss, das ist schon zu schaffen ;-)).

Wenn man aber trotzdem mal zu viel eingekauft hat, oder in den Urlaub fährt und der halbe Kühlschrank ist noch voll, gibt es sog. Fair-Teiler. Eine Initiative von Foodsharing e.V. Das Konzept ist ganz einfach: in öffentlich zugänglichen (Kühl-) schränken kann man seine übrig gebliebenen Lebensmittel spenden und jeder kann sich bedienen. Mittlerweile gibt es das in ganz Deutschland, also schaut doch mal, wo bei Euch in der Nähe eine Fair-Teiler Sammelstelle ist!

3. Einfrieren gehört auch zu den Maßnahmen, die jeder ergreifen kann. Und das gilt nicht nur für bereits gekochte Gerichte, sondern auch für Obst oder Gemüse. Ich schneide z.B. übrig gebliebene Bananen klein und friere sie ein. So habe ich immer ein paar da, die ich in meinen Smoothie werfen, oder mit denen ich leckeres Eis machen kann. Auch Kokosmilch oder Gemüsebrühe kann man z.B. wunderbar in Eiswürfelform einfrierend später zum Kochen verwenden. Es gibt soo viele Möglichkeiten!

4. Reste verwerten geht z.B. auch mit den Überresten vom Entsaften (man kann damit z.B. Brot oder Kuchen backen) oder mit den Schalen und Resten von Gemüse, aus denen man eine leckere Gemüsebrühe kochen kann. Und aus trockenem Brot macht man Knödel, das wussten schon unsere Omas!

5. Es gibt auch immer mehr tolle Projekte wie z.B. Restlos glücklich, ein Restaurant, in dem nur Reste verkocht werden. Also kann man auch auswärts Essen gehen und dabei was Gutes tun.

 

Verpackungsmüll

Zero Waste - Verpackungsfrei Einkaufen

Dabei haben wir aber noch nicht den ganzen Verpackungsmüll betrachtet. Viele Lebensmittel sind so überflüssig verpackt! Ein großes Problem ist hier z.B. Wasser in Plastikflaschen. Obwohl Leitungswasser viel günstiger und (zumindest bei uns) super kontrolliert ist, kaufen wir weltweit jährlich 30 Milliarden (!!!) Einweg-Flaschen (das sind 2,7 Mio. Tonnen Kunststoff). Ich finde sie auch praktisch. Und sie sind unterwegs einfach schön leicht und man bekommt sie überall. Aber brauchen wir sie wirklich in so großen Mengen? Vor allem auch zu Hause? In Deutschland haben wir ja wenigstens noch das Pfandsystem. In anderen Ländern sind sie jedoch zu einem richtigen Problem geworden, da sie die Müllberge wachsen lassen und ganz oft im Meer landen und dort unglaublich schlimme Auswirkungen nach sich ziehen. Eine sehr eindrückliche Doku dazu ist „Abgefüllt, schaut Euch die unbedingt mal an!

Aber auch andere Verpackungen sind oft unnötig, wie z.B. einzeln eingepackte Kekse in einer Packung etc. Ich achte mittlerweile sehr darauf und kaufe bestimmte Produkte aus diesem Grund einfach nicht mehr.

Was kann ich gegen zu viel Verpackungsmüll tun?

1. Bzgl. der Verpackungsproblematik erhoffe ich mir vor allem noch weitere Geschäftsmodelle wie Original Unverpackt etc., bei denen man ohne Verpackung, mit den eigenen Gefäßen einkaufen kann. Hoffentlich setzt sich das noch ein bisschen durch. Denn ganz ehrlich: Wenn ich nach dem Einkaufen nach Hause komme und meine Linsen, Haferflocken, Reis etc. auspacke und umfülle, habe ich jedes Mal einen riesen Plastik-Müllberg übrig.

Zero Waste - Verpackungen meiden

2. Beim Einkaufen kann man neben der obligatorischen Stofftasche auch noch die abgewogenen Lebensmittel ohne Plastiktüte einpacken oder einfach alle zusammen in eine Tüte anstatt in fünf einzelne packen. Und die klassischen drei Paprika in der Plastikverpackung…die grüne mag doch eh keiner (;-))… kaufe ich einfach nicht mehr. Gibt’s ja auch einzeln. Auf dem Markt sowieso.

3. Und zu Hause trinke ich immer Leitungswasser. Ich filtere es noch, um keine Rückstände aus den alten Rohren in meinem Haus drin zu haben, aber ansonsten bin ich damit total zufrieden. Für unterwegs fülle ich mir immer was ab und nehme es mit. Nicht immer, ab und zu kaufe ich mir auch ne Flasche unterwegs, aber ich reduziere es so gut wie möglich.

4. Selbst anbauen ist natürlich auch eine großartige Möglichkeit, Müll zu vermeiden. Wenn ich einen Garten hätte, wäre der voll mit Gemüse und Obstbäumen. Aber man kann ja auch auf dem Fensterbrett Sprossen ziehen oder Tomaten, Paprika, Kräuter etc. auf dem Balkon. Alles ganz ohne Verpackung und sogar ohne lästiges Einkaufstüten-Schleppen!

 

Ich könnte endlos über dieses Thema schreiben, aber ich denke, damit habe ich heute einen kleinen Ausschnitt zeigen können, der für Jeden interessant und umsetzbar ist.

Wie steht Ihr zu dem Thema? Habt Ihr noch Fragen, Anregungen, Argumente? Nur her damit!

Eure Steffi

PS: Weitere Tipps für mehr Nachhaltigkeit in der Küche findet Ihr übrigens hier.

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9 Kommentare

  1. Hallo liebe Steffi!

    Ein toller Beitrag und wie schon auf Facebook geschrieben, trifft es gerade einen Nerv. Ich kreise schon seit einiger Zeit um das Thema. Vorallem der viele Plastikmüll. Wir in Österreich und in meiner kleinen Gemeinde haben ab Mai die Plastiktüte anstelle der Sammelstellen im Ort. Reduziert dort den Müll und Chaos und zwingt die Haushalte sich mit dem Müll selbst auseinander zu setzen. Erst habe ich ganz schön geflucht… wir haben sehr viel Plastikmüll, einerseits durch die Katzenfutterdosen, andererseits einfach vom unüberlegten Einkaufen (fertig verpacktes Gemüse usw.).
    Anbauen können wir dank riesigen Garten sogar selbst einiges. Aber nur damit versorgen und leben geht natürlich nicht. Ich will ja nicht jede Grünfläche mit Gemüse vollstopfen :D Aber ich freue mich über Experimente mit Kartoffeln, frische Erbsen und Erdbeeren aus dem Gemüsegarten und in ein paar Jahren gibt es frische Mirabellen, Kirschen und Äpfel aus dem Garten :)
    Mineralwasser trinken wir schon lange nicht mehr. Ich sowieso nie, weil ich das Sprudelzeug nicht mag und mein Mann hat sich einen Aufsprudler besorgt um das Leitungswasser kurz mit Kohlensäure zu versetzen. :)
    Ui so viel Text – Entschuldigung!
    Lese deine Blogposts immer sehr sehr gerne :) Mach weiter so!

    1. Liebe Lenja,
      vielen Dank für Deinen lieben und ausführlichen Kommentar!
      Ich finde, wenn man anfängt, sich Gedanken zu machen ist schon der erste Schritt getan. Auch wenn man nicht alles komplett aufgeben kann.
      Das mit eurem Garten hört sich ja toll und lecker an! Im Sommer könnt Ihr da bestimmt sehr viel davon profitieren und es schmeckt bestimmt so viel besser als alles, was man kaufen kann, oder?
      Ganz liebe Grüße nach Österreich,
      Steffi

  2. Das ist ja ein langer Artikel geworden! Das größte Potential haben vielleicht die Unverpackt-Läden – dass dort dann Vorproduzierte Mahlzeiten nicht erhältlich sind, steht auf einem anderen Blatt
    Gemüse selbst zu fermentieren, beitet auch einige Möglichkeiten – Es wird länger haltbar, gesünder, und im Kühlschrank ist ja jetzt auch mehr freier Platz ;-)

    1. Ja, ich finde die Unverpackt-Läden auch total vielversprechend. Ich hoffe, sie setzen sich bald überall durch!
      Fermentieren interessiert mich sehr, will das bald auch mal testen, denn es ist nicht nur eine gute Resteverwertung sondern super für die Darmgesundheit :-)

      Ganz liebe Grüße und Danke für Deinen Kommentar,
      Steffi

  3. Wow, liebe Steffi. Da hast du aber nen super informativen Beitrag geschrieben. Liest sich super und für mich ist es auch ein Thema, was sich immer mehr in mein Bewusstsein drängt.
    Was mich momentan besonders nervt: Warum muss Bio-Gemüse im Supermarkt immer nochmal extra in Plastik eingepackt sein? Das nervt echt… Ansonsten liebe ich beim Einkaufen meine wiederverwendbaren „Netzbeutel“. Die sind einfach super! Und die kleine Einkaufstasche in meiner Handtasche hat sich auch shcon ganz oft bei spontanen Einkäufen gelohnt. Ich hasse es nämlich, mir eine Tüte geben lassen zu müssen.

    Bitte sehr gerne mehr dazu, ich finde du schreibst echt super zu diesem Thema :-) Auch sehr gut recherchiert!

    Liebe Grüsse
    Regina

    1. Liebe Regina,

      vielen Dank für Deinen tollen Kommentar. Ich freue mich sehr, wenn Euch das Thema auch interessiert!
      Ja, da hast Du echt Recht! Ich bin auch immer wieder verärgert, wenn z.B. Bio-Gurken in Folie daher kommen. Das passt einfach nicht zusammen, genauso wie Bio-Äpfel aus Argentinien eingeflogen. Man muss schon echt seinen Kopf einschalten und nicht einfach nur blind einem Label hinterher rennen, ohne es weiter zu hinterfragen…

      Liebe Grüße,
      Steffi

    1. Vielen Dank, liebe Nina für das Feedback :-)
      Die Emil-Flasche kannte ich noch gar nicht. Scheint es ja in allen Größen und Designs zu geben, nicht nur für Kinder ;-) Guter Tipp, vielen Dank!

      Liebe Grüße,
      Steffi

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