Warum Bio?

Biolebensmittel_1 Das ist eine Frage, die oft gestellt wird. „Ist doch einfach nur teuer und ansonsten das Gleiche in grün!“ Ich will daher heute mal versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, was die Bio-Diskussion angeht (um das zu vereinfachen, betrachte ich hier nur die Bio-Lebensmittel mit dem EU-Siegel und nicht noch Sonderfälle wie z.B. Demeter oder Bioland, die noch viel strengere Auflagen haben. Zu den verschiedenen Biosiegeln schaut einfach hier): In der EU ist geregelt, dass wenn bio (-logisch) oder öko (-logisch) drauf steht, auch die Mindestregeln der EU garantiert sind. D.h., das Produkt wurde zu 95% nach den Richtlinien der EG-Öko-Verordnung hergestellt. Folgendes ist dort festgelegt:

Regeln in der Bio-Landwirtschaft:

  • es sind nur 45 Zusatzstoffe erlaubt (z.B. Wasser, Salz, Hefe aus nicht-Bio (also konventioneller) Produktion, aber auch Geliermittel oder Konservierungsstoffe, wenn die Lebensmittel ansonsten nicht hergestellt oder haltbar gemacht werden könnten (im Vgl. dazu: konventionelle Landwirtschaft erlaubt 316 Zusatzstoffe)
  • keine Verwertung gentechnisch veränderter Erzeugnisse
  • keine Verwendung von Farb- und Süßstoffen, Stabilisatoren oder Geschmacksverstärkern
  • keine Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (stattdessen gibt es Grünflächen rund ums Feld, um natürliche Fressfeinde der Schädlinge anzulocken
  • keine Verwendung von Kunstdünger (Nitrat im Kunstdünger belastet das Grundwasser), stattdessen tierischer Dünger oder Stroh
  • Fruchtwechsel (2-4 Sorten), damit Böden nicht einseitig ausgelaugt werden
  • artgerechte Tierhaltung (arttypisches Verhalten bleibt, Auslauf, artgerechtes Futter (z.B. kein Mais für Rinder!))
  • Futter muss ebenfalls biologisch angebaut werden und Antibiotika oder Hormone sind verboten

Ist das jetzt alles gut? Ja und nein. Ich werde das mal an zwei Beispielen aufzeigen:

Gut ist z.B., dass keinerlei Pestizide eingesetzt werden, denn diese belasten unsere Gesundheit. Klar gibt es auch Richtlinien und Grenzwerte für den Pestizid-Einsatz in der konventionellen Landwirtschaft, aber die beziehen sich eben immer nur auf ein einzelnes Lebensmittel. Die Kombination verschiedener Lebensmittel und die Menge macht dann aber erst das Gift. Und da liegt die Verantwortung eben wieder bei jedem Einzelnen von uns, dass er aufpasst, nicht zu viele mit Pestiziden behandelte Lebensmittel zu essen.

Hier ein kleiner Exkurs, warum es mir so wichtig ist, keine Pestizide im Essen zu haben:

Unser Körper hält ja generell sehr viel aus. Und unsere Entgiftungsorgane wie z.B. die Leber sind auch dazu da, Giftstoffe herauszufiltern und abzuführen. Aber sie sind mit der Menge an Giften, die heutzutage auf uns einprasseln oft überfordert. Neben Pestiziden in Lebensmitteln gibt es ja auch noch Kosmetika, Abgase, Putzmittel, Klamotten etc., die alle ihr kleines Päckchen mitbringen. So ist die Leber rund um die Uhr beschäftigt, schafft es aber dennoch oft nicht, alle Gifte zu neutralisieren. In diesem Fall packt sie sie in unsere Fettzellen und überzieht sie mit Schleim, damit sie nicht in den Kreislauf gelangen können. Dort bleiben sie so lange, bis der Körper wieder Kapazitäten frei hat, um sie mit viel Energieaufwand auszuschleusen. Wird der Körper jedoch täglich mit neuen Giften überschwemmt und erhält nicht genügend Unterstützung durch z.B. Antioxidantien aus bestimmten, gesunden Lebensmitteln, sammelt sich über die Jahre und Jahrzehnte immer mehr davon an. Wir fühlen uns schlapp, haben fahle Haut, fühlen uns aufgebläht nach dem Essen, haben Verstopfung etc. Das hält man lange aus (auch wenn es keinen Spaß macht), aber es macht uns auf lange Sicht anfälliger für Entzündungen und andere Krankheiten. Für mich ist daher wichtig, den Part mit den Pestiziden aus den Lebensmitteln einfach wegzulassen und so meinen Körper zu entlasten, damit er so funktionieren kann, wie er soll! Biolebensmittel_2 Zurück zur Bio-Landwirtschaft. Es ist nämlich auch dort nicht alles Gold was glänzt und wirtschaftliche Faktoren bringen viele Bio-Landwirte dazu, die Regeln sehr weit zu dehnen. Z.B. in der Tierhaltung: Wenn Freilandhuhn drauf steht, muss das noch lange nicht heißen, dass es den ganzen Tag glücklich auf dem Hof rumlief und gackerte. Im Prinzip reicht es auch, die Möglichkeit die bieten, aus dem Stall rauszukommen. Das kann aber u.U. bedeuten, dass es eine kleine Tür ins Freie gibt, die kein Huhn kennt und die auch nur zu bestimmten Zeiten geöffnet ist, da der Landwirt Angst hat, die Hühner könnten sich mit Krankheiten infizieren, weil sie ja laut Bio-Verordnung nicht vorsorglich mit Antibiotika behandelt werden dürfen.

Ihr seht also schon anhand dieser zwei Aspekte, es ist nicht die heile Welt, die man mit Bioprodukten kauft. Aber ich finde, die positiven Aspekte überwiegen die negativen.

Und wenn Euch Bio trotzdem noch zu teuer ist, kann ich Euch, zumindest was Gemüse und Obst angeht noch einen Tipp geben. Es gibt nämlich Lebensmittel, die mehr als andere belastet sind. Wenn Ihr einfach das sog. „Dreckige Dutzend“ weglasst, bzw. aus Bioanbau kauft und den Rest aus konventionellem Anbau, dann habt Ihr wirklich schon viel für Euch getan.

Hier die Liste der (etwas mehr als) 12 am höchsten belasteten Lebensmittel (aus konventionellem Anbau):

  • Paprika (enthalten z.B. Ethephon, das zur Einfärbung benutzt wird und im Körper wie ein Nervengift wirkt)
  • Trauben (enthalten oft über 10 verschiedene Pestizide)
  • Grünkohl
  • Weinblätter (Ökotest warnt sogar vor dem Kauf)
  • Kirschen
  • Birnen
  • Kopfsalat
  • Gurken
  • Erdbeeren
  • Äpfel
  • Spinat
  • Cherrytomaten
  • Kartoffeln

Hier das am wenigsten belastete Obst und Gemüse (aus konventionellem Anbau):

  • Avocado
  • Mangos
  • Papaya
  • Kiwi
  • Aubergine
  • Blumenkohl
  • Süßkartoffeln
  • Spargel
  • Grapefruit
  • Ananas
  • Zwiebeln
  • Erbsen (gefroren)
  • Mais
  • Cantaloupe-Melonen

Versucht außerdem, Bioprodukte lokal und saisonal zu kaufen, sodass sie nicht um die halbe Welt geschickt werden müssen, nur damit wir mit gutem Gewissen unsere Bio-Pina-Colada schlürfen können.

Ich hoffe, ich konnte Euch damit ein bisschen aufschlauen, so dass Ihr beim nächsten Einkauf sicherer seid, zu welcher Tomate Ihr greifen solltet :-)

Habt einen schönen Sonntag!

Eure Steffi

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11 Kommentare

    1. Ooh, wie schön! Das freut mich voll, wenn Euch das interessiert und weiterhilft, was ich schreibe! Danke für das Feedback :-)

  1. Da hast Du genau ein Thema beschrieben, das mich immer beschäftigt hat: „Wie viel Bio soll ich eigentlich kaufen…“ Danke dafür! :)

  2. Eine gute Erinnerung wieder mehr Bio zu kaufen! Wenn ich da nur bei dem anderen Haushaltsmitglied nicht auf soviel Unverständnis stoßen würde. . :-)
    aber besonders das mit den Cocktail Tomaten schockt mich, die esse ich nämlich täglich. ..

  3. Und wieder ein Stückchen klüger, danke Stephi!!!

    Das mit den Paprika schockt mich, dachte immer ich tu mir was gutes…

    Was ist eigentlich mit Tomaten? Bio oder konventionell?

    1. Danke Benny ;-)
      Paprika und Tomaten (vor allem Cocktail- und Cherrytomaten) sind beide sehr stark mit Pestiziden belastet, also bei diesen beiden lieber zu Bio greifen, dann hast was Gutes für Dich getan! Außerdem enthalten die Biogemüse weniger Wasser und sind daher meist intensiver im Geschmack.

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